Buchmarkt: 2024 mit leichtem Plus +++ Carlsen wehrt sich gegen Conni-Memes +++ Ärger um KI-generiertes Kinderbuch

Shownotes

Buchhandel Der Börsenverein hat in Frankfurt am Main die Jahresbilanz für den Buchmarkt 2024 vorgestellt. Demnach steht die Branche gut da und kann sich über ein leichtes Umsatzplus von 1,8 Prozent freuen. Insgesamt erwirtschaftete der Buchhandel 9,88 Milliarden Euro. Der stationäre Buchhandel legte um 0,6 Prozent zu. Mit 41,3 Prozent Marktanteil bleibt er weiterhin wichtigster Vertriebsweg. Vor allem die Lesebegeisterung junger Menschen hat die Nachfrage befeuert – Stichwort New Adult - , das Audiosegment boomt weiter, und Backlist-Titel haben weiter an Bedeutung gewonnen. Ein paar Schattenseiten gibt’s aber auch: Sorgen bereiten die alarmierend schwache Lesekompetenz der Schüler:innen, eine fehlende Verlagsförderung und ungelöste Fragen im Umgang mit KI. „Der Buchmarkt behauptet sich erfolgreich in angespannten Zeiten“, fasst Vorsteherin Karin Schmidt-Friderichs zusammen. Das 2025 präsentierte sich bislang eher schwach: In den ersten sechs Monaten lag der Umsatz 3,3 Prozent unter dem Vorjahr. Verlage Der Carlsen Verlag reagiert auf die wachsende Zahl von Conni-Memes im Netz – und stellt in einem neuen FAQ klar: Die Nutzung von Conni zu Werbezwecken ist unzulässig und werde prinzipiell nicht genehmigt. In besonders krassen Fällen will der Verlag künftig den Rechtsweg bestreiten, zum Beispiel, wenn es um menschenverachtende, rassistische, gewaltverherrlichende oder pornografische Darstellungen geht oder Accounts eine kommerzielle Verwendung anstreben. Der Verlag betont aber, dass viele Nutzer:innen sich möglichen Rechtsverletzung wohl gar nicht bewusst seien. Ziel des FAQ sei es, die Rechte der Urheber:innen zu schützen und einen respektvollen Umgang mit geschützten Inhalten zu sichern. Vor Gericht musste Carlsen offenbar noch nicht gegen die Memes vorgehen, sondern bewegt die Delinquenten:innen dazu, die Inhalte oder ganze Kanäle selbst zu löschen. Grundsätzlich gelten Memes als Ausnahme im Zitatrecht, aber wie immer beim Streit ums Urheberrecht entscheiden Gerichte über einzelne Fälle.

Ein KI-generiertes Kinderbuch sorgt in der Schweiz für Protest: Der Buchhandels- und Verlagsverband SBVV, Autor:innen-, Illustrator:innen- und Kreativverbände kritisieren in einem offenen Brief eine neue Imagekampagne der Swisscom. Der staatliche Telekommunikationskonzern bewirbt unter dem Motto „Entdecke, was du kannst“ ein Kinderbuch, das mit generativer KI erstellt wurde und ruft Kinder dazu auf, selbst Geschichten mit KI zu entwickeln. Die Unterzeichner finden: Das geht zu weit. Sie warnen vor Nachteilen für die Kreativbranche und für Kinder. Kreativität werde so an Maschinen ausgelagert, Arbeitsplätze gefährdet und die Entwicklung von Kindern manipuliert. Die Verbände fordern einen verantwortungsvollen und regulierten Umgang mit KI.

Personalia Hanser hat neue Programmleitungen eingerichtet: Charlotte von Lenthe und Florian Kessler leiten ab sofort gemeinsam das Literaturprogramm. Annika Domainko übernimmt die Leitung des Sachbuchbereichs. Unterstützt wird sie von Novina Göhlsdorf, die ab März 2026 fest in den Verlag kommt.

Und sonst? Ein umstrittener Titel, der die bemannte Mondlandung leugnet, sorgte für Debatten in der Stadtbücherei Münster. Das Oberverwaltungsgericht entschied nun, anders als das Gericht in erster Instanz, dass Warnhinweise in Büchern nicht erlaubt sind. Bibliotheken dürfen nach Ansicht des OLG zwar Bücher ablehnen, aber keine negativen Bewertungen an vorhandenen Exemplaren anbringen.

Kurz notiert Libri erweitert zum Urlaubsstart sein Programm um über 250.000 italienischsprachige Titel. Möglich macht das die Kooperation mit Fastbook, dem Großhändler Italiens mit dem größten nationalen Titelangebot.

Ab August übernimmt Hugendubel das Buchhaus am Markt und den Buchsalon in Detmold. Sabine Deppenmeier übernimmt die Filialleitung. Inhaber Alfred Westermann geht in Ruhestand. Ernst Kahl, Hamburger Künstler und Satiriker, ist am 5. Juli im Alter von 76 Jahren gestorben. Er war bekannt für seine Cartoons, Bücher und Filme wie „Werner – Beinhart!“.

Am 18. September stimmt die lit.COLOGNE spezial im WDR-Funkhaus Köln mit mehreren Lesungen in den Bücherhebst ein. Unter anderem wird Caroline Wahl dort ihren neuen Roman Die Assistentin vorstellen.

Das internationale literaturfestival berlin (ilb) feiert vom 11. bis 24. September sein 25-jähriges Jubiläum unter dem Motto „GLOW“. Über 90 Autor:innen aus mehr als 50 Ländern sind zu Gast, darunter Nobelpreisträger:innen wie Herta Müller und Swetlana Alexijewitsch. Thalia fördert seit dem 1. Juli den „Thalia Lehrstuhl für Marketing und Handel“ an der HHL Leipzig Graduate School of Management. Ziel ist es, gemeinsam zukunftsfähige Handelsmodelle zu entwickeln.

Die Europa-Universität Viadrina eröffnet am 7. Juli das Digitale Archiv jüdischer Autorinnen und Autoren in Berlin 1933–1945 (DAjAB). Das Archiv bietet Zugang zu über 1.000 Schriftsteller:innen und umfasst Tausende Texte, Fotos und Dokumente aus der NS-Zeit. Das Archiv ist online unter dajab.de zugänglich.

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