Kritik an Kulturminister Weimer +++ Herbstrascheln mit Star-Autoren +++ Neue Runde für Preis der Leipziger Buchmesse
Shownotes
** Die Nachlese KW 34 **
Sollen deutsche Behören gendern oder nicht? Kulturstaatsminister Wolfram Weimer hat eine Debatte dazu losgetreten. Er forderte öffentlich geförderte Einrichtungen in Deutschland dazu auf, nicht länger zu gendern. Das sei ein Beitrag zur besseren "Verständlichkeit staatlich geförderter Kommunikation", so Weimer. Er plädiere für eine Sprache, die Zitat, "für alle nachvollziehbar ist und breite Akzeptanz findet." Der Minister verweist auf die Empfehlungen des Rats für deutsche Rechtschreibung. Das Expertengremium ist die erste Instanz, wenn es um die deutsche Rechtschreibung geht. Bislang rät das Gremium von der Verwendung von Gendersternen und Doppelpunkten ab. In den vergangenen Jahren ist das Gremium in der Sache bereits dreimal zusammengekommen. Staatsminister Weimer hat in seiner eigenen Behörde bereits ein Genderverbot eingeführt. Er rief andere staatliche Stellen sowie Rundfunkanstalten und Museen dazu auf, sich anzuschließen. Der Minister hat für seinen Vorstoß viel Kritik erhalten: Der Vorsitzende des Bundestags-Kulturausschusses, Sven Lehmann, sprach etwa von einem "Übergriff" und warf Weimer vor, unabhängige Kultureinrichtungen beschränken zu wollen. Noch deutlicher äußerte sich die Grünen-Fraktionsvorsitzende Misbah Khan, die die Äußerungen als "implizite Drohung" auffasste: Wer sich nicht an Weimers Linie halte, riskiere demnach den Verlust öffentlicher Mittel. Auch der Deutsche Journalisten-Verband (DJV) kritisiert Weimer scharf und sieht in dem Vorstoß eine "gravierende Kompetenzüberschreitung". Der DJV-Bundesvorsitzende Mika Beuster stellte klar: Ob öffentlich-rechtliche Redaktionen gendern oder nicht, "geht einen Kulturstaatsminister schlicht und ergreifend nichts an". Der Schriftstellerverband PEN Berlin äußerte sich sarkastisch. Sprecher Deniz Yücel erklärte, das beste Argument fürs Gendern sei "die Schnappatmung, die es bei seinen Gegnern auslöst". Der Verband will weiter gendern. Buchhandel Das Digitalevent Herbstrascheln steht vor der Tür. Die Verbundgruppen Buchwert, eBuch, LG Buch und Nordbuch laden vom 22. – 23. September und vom 29. – 30. September den unabhängigen Buchhandel wieder ein, sich über die neuen Verlagsprogramme zu informieren. Bei der nunmehr zehnten Ausgabe des Formats werden Starautorinnen wie T. C. Boyle, Irene Dische oder Axel Scheffler zu Gast sein. Für den Buchhandel ist die Teilnahme kostenlos. Teilnehmerinnen können sich auch nur zu einzelnen Programmpunkten zuschalten. Literaturpreise Der Preis der Leipziger Buchmesse startet in eine neue Runde. Die siebenköpfige Jury erhält zwei neue Gesichter, nämlich den Krimiautor und F.A.Z-Feuilletonredakteur Tilman Spreckelsen sowie die Kritikerin und Pädagogin Katharina Herrmann. Verlage können bis zum 26. September Bücher für den Preis einreichen. Und zwar pro Preiskategorie bis zu zwei Titel. Die Bücher müssen zwischen dem 31. März 2025 und 18. März 2026 erschienen sein. Der Deutsche Literaturfonds verleiht den mit 25.000 Euro dotierten Paul-Celan-Preis in diesem Jahr an Bernhard Strobel. Besonders gewürdigt wird seine Übersetzung von Tor Ulvens Roman "Grabbeigaben". Das Buch ist im Literaturverlag Droschl erschienen. Strobel ist Übersetzer aus dem Norwegischen. Media Control zeichnet Klaus-Peter Wolf mit einem Premium Award aus, und zwar als erfolgreichsten Krimiautor des Jahres. Dazu hat Media Control Verkaufszahlen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz ausgewertet.
Und sonst? Innsbruck verfügt jetzt über eine Literaturgentur. Nach Stationen beim DuMont Buchverlag und bei der Literarischen Agentur Kossak hat Felix Schreiner die Literarische Agenturhandlung Schreiner eröffnet. Vertreten werden Belletristik und Sachbücher aller Genres – mit Ausnahme von Fantasy, Science-Fiction sowie Kinder- und Jugendbuch.
Kurz notiert Erst Absage, jetzt Rückwärtsolle: Die Stuttgarter Antiquariatsmesse soll nun doch stattfinden und zwar vom 23. bis 25. Januar 2026. Bislang liegen rund 50 Anmeldungen vor. Der neu gegründete Schweizer Verlag zeitkind hat für den kommenden Herbst sein erstes Programm angekündigt – mit zwei Romanen von Franziska Meister und Islème Sassi. Pro Jahr sind vier bis acht Veröffentlichungen geplant – von Romanen bis zu Sachbüchern. Verlegerin Gabriela Merz will auch auf der Frankfurter Buchmesse ausstellen.
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