Jahresbilanz 2024 der Verlage ++ Cross Cult gehört jetzt zu Penguin Random House ++ Druckerei-Engpässe
Shownotes
- Schnellumfrage: So lief das Jahr 2024 für die Verlage
- Penguin Random House übernimmt CrossCult
- Druckerei-Engpässe erschweren Nachdrucke
• Jetzt offiziell: Cross Cult wird Teil der Penguin Random House Verlagsgruppe • Die Neopubli GmbH hat eine weitere Marke im Bereich Selfpublishing gegründet. Autaria ergänzt das bestehende Angebot von epubli und neobooks. • Umfrage zu Druckerei-Engpässen: Haben Sie Probleme beim Nachdruck? • Spannende Einblicke in das Thema Künstliche Intelligenz liefert eine neue Studie des Kölner Instituts für Handelsforschung (IFH): Die Kund:innen vermuten, dass KI im Einzelhandel längst eine wichtige Rolle spielt. Doch das ist vielfach gar nicht der Fall. • Das sind die Verlage der Hotlist 2025: Voland & Quist, Friedrich Mauke, Steidl, Septime, Satyr, März, Edition Fototapeta, Droschl, Alexander, Aki – diese Indieverlage stehen mit aktuellen Titeln auf der Hotlist 2025. Hier gibt's die Bücherliste als Plakat zum Download. • Vom 15. bis 18. Oktober bietet der Börsenverein auf der Frankfurter Buchmesse individuelle Beratung für Verlagsmitarbeiter, Buchhändler und Gründer:innen – persönlich vor Ort sowie digital.
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00:00:12: Herzlich willkommen zur Nachlese! Ich bin Jule Heer. Unser Hauptthema diese Woche: Wie die Verlage wirtschaftlich durch 2024 gekommen sind – und warum viele besser abgeschnitten haben als erwartet. Außerdem: Cross Cult gehört jetzt offiziell zu Penguin Random House, Druckerei-Engpässe machen Nachauflagen zum Problem, und die Hotlist 2025 steht fest. Los geht's! Verlage
00:00:38: Starten wir mit den Zahlen, die diese Woche für positive Überraschung gesorgt haben: Die Schnellumfrage des Börsenvereins zur wirtschaftlichen Situation der Verlage 2024 Die wichtigste Nachricht: Die Hälfte der teilnehmenden Verlage meldet beim Jahresergebnis eine Verbesserung. Und das, obwohl viele pessimistischer waren: Nur 42 Prozent hatten eine Verbesserung erwartet. 220 Verlage aus 65 Unternehmen haben mitgemacht und gemeinsam einen Umsatz von 1,4 Milliarden Euro erzielt. Das entspricht einem Wachstum von einem Prozent. 2023 lag die Steigerung noch bei 3,3 Prozent, aber die Kostenentwicklung macht den entscheidenden Unterschied: Die Gesamtkosten sind nur um 0,5 Prozent gestiegen. Und damit war das Ergebnis unterm Strich besser. Spannend wird's bei den Details: Die kleinsten Verlage mit bis zu 125.000 Euro Jahresumsatz stehen besser da – plus 17,5 Prozent. Die mittelgroßen Häuser mit fünf bis 12,5 Millionen Euro Jahresumsatz hatte es schwerer: Hier gingen 4,2 Prozent der Erlöse verloren. Während die meisten Belletristik- und Sachbuchverlage gut dastehen, mussten die Ratgeberverlage ein Minus von 6,5 Prozent wegstecken. Auch im Kinder- und Jugendbuch gab's ein kleines Minus von 1,4 Prozent. Interessant auch die Buchformate: Hörbücher und Hörspiele waren die Gewinner mit plus 3,7 Prozent, E-Books legten um 0,5 Prozent zu, und selbst gedruckte Bücher konnten sich um 0,4 Prozent steigern. Die Online-Einnahmen wuchsen sogar um 8,1 Prozent. Alle Details dazu online.
00:02:14: Nach der Freigabe durch die Kartellbehörden ist es jetzt amtlich: Cross Cult gehört jetzt zur Penguin Random House Verlagsgruppe. Der Ludwigsburger Verlag von Andreas Mergenthaler bringt seit 2001 Comics wie "Sin City", "The Walking Dead" und "Hellboy" heraus, aber auch Star Trek-Romane und James Bond. Mergenthaler begründete den Schritt im Interview mit dem Börsenblatt so: "In den letzten Jahren hat sich in der Verlagsbranche einiges verändert: Zahlreiche neue gesetzliche Vorgaben erhöhen den Verwaltungsaufwand" . Er wolle sich wieder stärker aufs Büchermachen konzentrieren. Aber da ist noch ein anderer wichtiger Aspekt: "Speziell der Manga-Markt wird immer umkämpfter, weil auch andere das Potenzial erkannt haben, das in diesem Marktsegment steckt". Mit Penguin Random House hat Cross Cult jetzt einen starken Partner an der Seite, der beim Lizenzeinkauf mehr Gewicht mitbringt. Cross Cult hatte seinen Umsatz 2024 übrigens erneut verbessert und es sogar in die Top 100 des Börsenblatt-Verlagsrankings geschafft. Beim Programm soll's keine Änderungen geben, auch der Manga Cult Store in Stuttgart wird weitergeführt.
00:03:16: Und jetzt zu einem Problem, das gerade viele von euch umtreibt: Druckerei-Engpässe bei Nachauflagen. Hanser-Verleger Jo Lendle nannte es im Deutschlandfunk-Podcast "Lesart" "ein großes Drama" – die Lage sei schlimmer als 2020 während Corona und schlimmer als 2022 als durch den Ukraine-Krieg die Energiekosten explodiert sind. Besonders bitter für Hanser: Der Verlag ist mit vier Titeln auf der Longlist für den Deutschen Buchpreis vertreten, die Nachfrage schnellt hoch – aber kurzfristige Nachauflagen sind kaum zu bekommen. Hansers Herstellungsleiterin, seit 31 Jahren im Verlag, habe so etwas noch nie erlebt, klage Lendle. Deshalb unsere Frage an euch: Macht ihr dieselbe Erfahrung? Beteiligt euch gerne an unserer Umfrage auf boersenblatt.net. Weitere Verlagsnews
00:03:59: Annerose Beurich ist neu im Verwaltungsrat bei Kein & Aber – sie folgt auf Birgit Hagmann und soll dem Verlag neue Impulse aus Handelsperspektive geben. Beurich ist Inhaberin von stories! Die Buchhandlung in Hamburg und bis Ende 2025 stellvertretende Vorsteherin des Börsenvereins.
00:04:17: Neopubli hat eine weitere Selfpublishing-Marke gegründet: Autaria ergänzt das bestehende Angebot von epubli und neobooks. Autaria adressiert Selfpublisher, die auf Farbschnitt und Veredelung setzen wollen. Buchhandel
00:04:34: Spannende Erkenntnisse liefert eine neue Studie des Kölner Instituts für Handelsforschung zum Thema Künstliche Intelligenz im Einzelhandel. Das Ergebnis ist verblüffend: Die Kunden vermuten nämlich, dass KI längst eine wichtige Rolle spielt – doch das ist vielfach gar nicht der Fall. Denn viele der Technologien, die Kunden für KI-gestützt halten, basieren auf traditionellen Systemen, z.B. Empfehlungsalgorithmen, personalisierte Werbung, automatisierte Bestandsführung – all das wird von Kunden oft als KI wahrgenommen, auch wenn dahinter noch klassische Programmierung steckt. Die Studie lässt sich in beide Richtungen interpretieren: Einerseits scheint der Handlungsdruck nicht so hoch wie oft angenommen. Andererseits werden sinnvolle KI-Services gut angenommen. Thalia übernimmt die Buchhandlung Folgner in Essen-Kettwig und führt den Standort weiter. Nach Umbau soll im November wiedereröffnet werden, das Team bleibt erhalten.
00:05:29: Die Buchhandlung Bücherwurm in Edingen-Neckarhausen bekommt eine neue Inhaberin: Gabi Simon übergibt nach über 20 Jahren das Geschäft an Ulrike Blank - eine Kundin, die Erfahrung aus dem Verlagswesen mitbringt. Blank war zuletzt bei Fischer-Sauerländer für die Auslandslizenzen zuständig.
00:05:48: Literaturpreise Bei den Literaturpreisen gab's diese Woche richtig was zu feiern: Jonas Lüscher erhält den mit 30.000 Euro dotierten Wilhelm Raabe-Literaturpreis für seinen Roman "Verzauberte Vorbestimmung". Die Jury würdigte das Buch als "dichte, materialgesättigte Reflexion durch Raum und Zeit über das Verhältnis von Mensch und Maschine" – inspiriert auch von Lüschers eigener Covid-Erkrankung. Die fünf Nominierten für den Schweizer Buchpreis stehen fest. Die Jury spricht von einem "starken Jahrgang". Mit Limmat steht nur ein Schweizer Verlag ist auf der Liste. Zwei der fünf Romane, nämlich – "Verzauberte Vorbestimmung" und "Die Holländerinnen" von Dorothee Elmiger sind bei Hanser erschienen und gleichzeitig auch für den Deutschen Buchpreis nominiert. Verliehen wird der Schweizer Buchpreis am 16. November in Basel. Die Hotlist 2025 wurde verkündet: Jetzt wird's spannend für die Indies! Die zehn nominierten Verlage stehen fest: Voland & Quist, Friedrich Mauke, Steidl, Septime, Satyr, März, Edition Fototapeta, Droschl, Alexander und Aki. 6.740 Stimmen gingen bei der Internetwahl ein. Die Hotlist-Gala findet zur Buchmesse am 17. Oktober im Literaturhaus Frankfurt statt. Ehrenpreis Österreich: Eva Menasse erhält den Ehrenpreis des Österreichischen Buchhandels für Toleranz in Denken und Handeln. Die 10.000 Euro dotierte Auszeichnung würdigt ihr Engagement für Meinungsfreiheit. Börsenverein
00:07:18: #verlagebesuchen: Am 26. und 27. September öffnen 30 Berliner und Brandenburger Verlage ihre Türen für Besucher. Das Programm reicht von Werkstatt-Gesprächen und Lesungen bis hin zu Besuchen einer Potsdamer Buchbindewerkstatt, einem Reise-Orakel und einer Schnitzeljagd in Schöneberg. Der Eintritt ist kostenlos. Gütesiegel Buchkita: 84 Kindergärten und Kindertagesstätten werden für ihr Engagement in der frühkindlichen Leseförderung ausgezeichnet. Das ist ein leichter Rückgang gegenüber dem Vorjahr. Die Preisverleihung findet am 17. Oktober auf der Frankfurter Buchmesse statt. Paul Maar ist Schirmherr der Auszeichnung. Beratung auf der Buchmesse: Vom 15. bis 18. Oktober bietet der Börsenverein individuelle Unternehmens- und Gründungsberatung für Verlagsmitarbeiter, Buchhändler und Gründer an – sowohl auf der Buchmesse als auch digital. Kurz notiert
00:08:07: Hier noch einige Veranstaltungstipps: Die Europäische Kinder- und Jugendbuchmesse lädt vom 7. bis 11. Oktober erstmals an fünf Tagen nach Saarbrücken ein. Der Verlag Ernst Klett Verlag Sprachen richtet am 20. September in Mannheim den zweiten Sprachenkongress für die Erwachsenenbildung aus. Das Literarische Zentrum Göttingen feiert 25-jähriges Bestehen mit sechs humorvollen Plakaten, die zeigen, warum Literaturveranstaltungen unverzichtbar sind. Die Motive gibt's auch als Sticker. Die Einreichungsphase für den Literaturpreis SERAPH 2026 hat begonnen. Phantastische Romane in vier Kategorien werden ausgezeichnet. Auch beim ToyAward 2026 können Verlage ab 15. September ihre Neuheiten einreichen. Das war's für diese Woche! In den Shownotes findet ihr alle Links zu den Themen. Die Nachlese gibt's jeden Montag um 5 Uhr überall, wo es Podcasts gibt. Abonniert uns, bewertet uns, und erzählt euren Kolleginnen und Kollegen davon. Bis nächste Woche – macht's gut!
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