Literaturnobelpreis +++ Durckereiengpässe +++ Frankfurter Buchmesse startet
Shownotes
In dieser kompakten Ausgabe geht es um den Literaturnobelpreis für László Krasznahorkai, akute Engpässe in Druckereien und die letzten Vorbereitungen zur Frankfurter Buchmesse – inklusive eines stark wachsenden New-Adult-Schwerpunkts. Dazu: Branchenmeldungen von Verlagsübernahmen bis Logistik-Investitionen sowie Shortlists und Auszeichnungen.
Highlights
Literaturnobelpreis: László Krasznahorkai wird für sein „fesselndes und visionäres Werk“ geehrt; starke Bezüge zum deutschsprachigen Raum und zu Béla Tarrs „Sátántangó“.
Druckkapazitäten: Verlage melden verschärfte Engpässe, besonders bei kurzfristigen Nachauflagen; zwei Drittel bewerten die Lage als katastrophal.
Strategien: Vorausschauende Planung, enge Partnerschaften mit Druckereien – dennoch Risiko bei unerwarteten Bestsellern.
Verlagslandschaft: MairDumont/Kompass übernimmt die Kartografie von freytag & berndt; neue Marke „Kompass Freytag & Berndt“ entsteht. Schöne-Bücher-Netzwerk plant gemeinsame Sichtbarkeitsoffensiven.
Übergaben & Insolvenzen: Thiele Verlag in neuen Händen; Verlagsdruckerei Schmidt stellt Geschäftstätigkeit ein.
Frankfurter Buchmesse: New Adult als Publikumsmagnet mit Festhalle-Programm, Signierflächen, Pop-up-Bühne und „Lit & Style“-Modenschau. Handel: Thalia eröffnet langfristigen Harry-Potter-Pop-up in Köln. Preise & Auszeichnungen: Österreichischer Buchpreis-Shortlists stehen; Birgit Hock als „Hörbuchmensch des Jahres“. Kurz notiert: Tonies x Hasbro mit Monopoly als Audioformat, Holtzbrinck AI Hub in San Francisco, Hanser macht Taschenbücher, AutoStore-Großinvestition bei Müller – Die Lila Logistik.
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00:00:00: Die Nachlese. Dein Buchbranchen-Update. Hier ist euer Buchbranchen-Update. Heute mit Kai-Uwe Vogt und diesen Themen: Der Literaturnobelpreis geht nach Ungarn. Druckereiengpässe treiben die Verlage um. Und die Frankfurter Buchmesse steht an. Los geht’s!
00:00:25: Literaturnobelpreis Der ungarische Schriftsteller und Essayist László Krasznahorkai erhält den Literaturnobelpreis. Über 27.000 Menschen verfolgten im Livestream wie– in eher mittelmäßigem Englisch - verkündet wurde, dass Krasznahorkai für sein „fesselndes und visionäres Werk ausgezeichnet wird. Die Schwedische Akademie lobte seine außergewöhnliche sprachliche Vitalität und den musikalisch inspirierten Stil seiner Werke. Krasznahorkai, geboren 1954 in Ungarn, wurde vor allem durch seine Zusammenarbeit mit dem Regisseur Béla Tarr bekannt, der seinen Roman „Sátántangó“ zu einem legendären Film machte. Zum deutschen Sprachraum gibt’s auch viele Bezüge - zum einen verortet sich der Autor in der Tradition von Kafka und Thomas Bernhard. Krasznahorkai hat auch längere Zeit in Berlin gelebt. Neben seinen Romanen wie „Die Melancholie des Widerstands“ und „Baron Wenckheim kehrt heim“ ist er für seine komplexen, oft melancholischen Figuren und düsteren Schauplätze berühmt. Wobei seine Werke eher den Status von Geheimtipps haben und viele mit dem Namen Krasznahorkai erstmal nicht viel anzufangen wussten. Viele seiner Bücher sind aber in Übersetzungen bei S.Fischer lieferbar. Der Literaturnobelpreis ist mit rund einer Million Euro dotiert. Er wird am 10. Dezember von König Carl XVI. Gustaf in Stockholm überreicht. Die Auswahl erfolgt geheim durch eine Jury nach einem sehr strengen Verfahren, bei dem die Schwedische Akademie aus hunderten Vorschlägen ihre Favoriten auswählt. Krasznahorkai wird am 14. Oktober auf der Eröffnungspressekonferenz der Frankfurter Buchmesse sprechen.
00:02:00: Druckereiengpässe Die Buchbranche kämpft aktuell mit erheblichen Engpässen bei Druckkapazitäten – eine Situation, die laut Hanser-Verleger Jo Lendle „ein großes Drama“ ist und sich sogar verschärft hat im Vergleich zu den Krisenjahren 2020 und 2022. Vor allem kurzfristige Nachauflagen sind derzeit kaum realisierbar. Für viele Verlage ist das eine große Herausforderung und schürt Angst, dass Umsätze liegen bleiben. Eine Umfrage auf boersenblatt.net zeigt, dass fast zwei Drittel der teilnehmenden Verlage diese Lage als katastrophal einstufen und Schwierigkeiten beim Nachdruck melden. Die Ursachen sind vielfältig: Fachkräftemangel, „Just in time“-Bestellungen im Buchhandel, und veränderte Kaufgewohnheiten, die die Auflagenkalkulation für Verlage sehr schwer machen. Dazu kommt: Die steigende Vielfalt an Formaten und kleineren Auflagen macht die Planung in den Druckereien immer komplizierter und das führt zu – Achtung Fachbegriff – immer längeren Rüstzeiten, bevor der Druck loslegen kann. Wie reagieren die Verlage am besten? Mit vorausschauender Planung – leichter gesagt als getan – viele setzen auf langjährige Partnerschaften mit Druckdienstleistern, um Engpässe möglichst abzufedern. Trotz der Probleme sind die Verlage laut unserer Umfrage zuversichtlich, dass die wichtigsten Titel im Weihnachtsgeschäft verfügbar sein werden. Allerdings bleibt die Sorge, dass unvorhergesehene Bestseller nicht immer rechtzeitig nachgedruckt werden können. Bleibt die Hoffnung, dass Kunden dann auf andere spannende Titel ausweichen. Mehr Hintergründe und Stimmen aus der Branche gibt es auf boersenblatt.net.
00:04:05: Verlage Der Reiseverlag MairDumont stärkt sein Karten-Portfolio deutlich. Über seine Tochter Kompass Karten übernimmt er die Kartografie-Sparte des traditionsreichen Wiener Unternehmens freytag & berndt. Entstehen soll damit der weltweit größte Kartografie-Verlag – mit analogen und digitalen Produkten. Die rund 30 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Wien wechseln in die neue Struktur. Die Marke firmiert künftig unter dem Namen Kompass Freytag & Berndt. Weitere Geschäftsfelder wie die Wiener Reisebuchhandlung oder der Bergverlag Rother bleiben bei den bisherigen Gesellschaftern. Ab Herbst 2025 treten über 100 Indie-Verlage im Schöne-Bücher-Netzwerk gemeinsam auf, um ihre Vielfalt im stationären Buchhandel und online sichtbarer zu machen. Geplant sind ein Libri-Themenshop mit rund 50 ausgewählten Titeln sowie das Schöne-Bücher-Magazin mit Lesetipps, das in 3.000 Libri-Lieferwannen beigelegt wird. Verleger Jens Korch von der Edition Wannenbuch und Libri-Vertreterin Alyna Wnukowsky betonen, wie wichtig diese Kooperation für die Sichtbarkeit kleiner Verlage und ein vielfältiges Titelangebot ist. Und: Es soll nicht die letzte Kooperation sein. Das Schöne Bücher Netzwerk arbeitet offenbar an weiteren Ideen. Wir sind gespannt! Der Thiele Verlag geht in neue Hände: Johannes Thiele hat den 2007 gegründeten Verlag an seinen Stiefsohn Julius Hendricks und Geschäftspartner Daniel Kampa übergeben. Hendricks war zuvor bereits Programmleiter. Johannes Thiele zieht sich mit dem Verkauf des Verlags aus dem Geschäft zurück. Daniela Thiele bleibt an Bord und ist für Lizenzen, Programm und Vertrieb zuständig. Eine weitere Druckerei ist insolvent: Die traditionsreiche Verlagsdruckerei Schmidt in Neustadt an der Aisch hat zum 1. Oktober ihre Geschäftstätigkeit eingestellt. Der zugehörige Verlag ist davon nicht betroffen. Buchhandel Der New-Adult-Bereich entwickelt sich zum Zugpferd der Frankfurter Buchmesse. Neben der bekannten Halle 1.2 – mit wachsender Zahl an Ausstellern – rückt diesmal auch die Festhalle ins Zentrum. Hier gibt’s Signierflächen, Talks, eine Pop-up-Bühne und sogar eine Modenschau mit dem Titel „Lit & Style – Bookish Streetwear“. Die Nachfrage ist groß: Selfpublisher, Buchboxen-Anbieter und Fans werden dieses Jahr noch präsenter sein, sogar Ikea unterstützt mit Möbeln und sorgt für viel Lounge-Flair. Wenn ihr euch nicht durch den Terminkalender der Buchmesse scrollen wollt: Auf boersenblatt.net gibt’s eine Übersicht zu vielen Terminen und Highlights. Thalia öffnet Ende November einen dritten „Harry Potter Shop“ als Pop-Up-Store. Und zwar in der Kölner Innenstadt, diesmal mit einer geplanten Laufzeit von anderthalb Jahren. Fans erwartet ein magisches Einkaufserlebnis mit exklusiven Kollektionen und Veranstaltungen.
00:07:10: Literaturpreise Die Shortlists für den Österreichischen Buchpreis 2025 stehen fest: Fünf Werke sind für den Hauptpreis nominiert, darunter Titel von Dimitré Dinev und Monika Helfer, während drei Debüts um die Auszeichnung konkurrieren. Der Buchpreis ist mit 20.000 Euro dotiert, der Debütpreis mit 10.000 Euro. Die Bekanntgabe der Gewinner erfolgt am 10. November auf der Buch Wien. Birgit Hock wurde als „Hörbuchmensch des Jahres 2025“ ausgezeichnet. Sehr bekannt ist ihr Projekt Ohrenspitzer für Kinder, dass Medienkompetenz in Schulen und Kitas vermittelt. Die Ehrung findet am 16. Oktober auf der Frankfurter Buchmesse statt. Hier noch ein paar kurze Meldungen: Kurz notiert
00:08:05: Die Tonies SE und Hasbro erweitern ihre Zusammenarbeit. Lizenzen gab’s bisher schon reichlich. Ab 2026 sollen jetzt aber auch Spieleklassiker wie Monopoly als interaktive Audio-Formate für die Toniebox 2 herauskommen. Holtzbrinck öffnet einen AI Hub in San Francisco. So sollen Innovationen von Start-ups und Trends schneller in allen Häusern des Unternehmens landen. Der Hanser Verlag führt nächstes Frühjahr das Format "Hanser Taschenbuch" ein. Den Auftakt machen aktuelle Bestseller und moderne Klassiker aus Belletristik und Sachbuch. Müller – Die Lila Logistik baut am Standort Blaufelden eine hochautomatisierte AutoStore-Anlage für die Verlagslogistik. Die Investition zählt zu den größten in der Unternehmensgeschichte. Das war die Nachlese. Vielen Dank fürs Zuhören und bis zum nächsten Mal.
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