Arschgeweih-Debatte über Sticker +++ Literaturpreise +++ NA auf der Buchmesse
Shownotes
- „Arschgeweih“-Debatte: Spiegel-Bestseller-Sticker, Umfrage-Resonanz, Community-Meinungen
- Romance/New Adult auf der Frankfurter Buchmesse: Rekordverkäufe, Halle 1.2, Verlagsstimmen (Lyx, Holtzbrinck/Bookish Universe, arsEdition)
- Markttrend Italien: Comic- und Manga-Boom, Verkaufszahlen, junge Zielgruppen
- Logistik & Technik: Zeitfracht Medien mit Ranpak Flap-It-Maschinen; Effizienz und Schutz
- Vertriebswechsel: bilibri zu BücherWege (ab 01.01.2026) – neue ISBN, Auslieferung über Zeitfracht
- KI im E-Commerce: Frölich & Kaufmann testet AI.IMPACT-Tool für Textlängen
- Literaturpreise:
- Mainzer Stadtschreiber: Sven Regener
- Preis der Leipziger Buchmesse 2026: 485 Einreichungen, Jury unter Katrin Schumacher, 60.000 € Dotierung
- Bayerischer Buchpreis: Dorothee Elmiger („Die Holländerinnen“), Heike Geißler („Verzweiflungen“), Publikumspreis: Tahsim Durgun („Mama, bitte lern Deutsch“)
- Wortmeldungen Ulrike Crespo Förderpreis: Fred Heinemann, Berfin Şilen, Hannes Zawodnik
- BücherFrauen-Literaturpreis 2025: Dulce Chacón („Was Hortensia nicht mehr erzählen konnte“, Übers. Friederike Hofert)
- Booker-News: neuer Children’s Booker Prize ab 2027
- Hans-Fallada-Preis 2026: Anja Kampmann („Die Wut ist ein heller Stern“)
- Buchhandel:
- Schmitt & Hahn: temporäre Selbstbedienungsbuchhandlung in Mannheim (Q6/Q7)
- Nachfolge: Buchhandlung Manar in Kirchheimbolanden geht an Eva Martinowsky
- Und sonst:
- Wole Soyinka: USA will Visum entwerten; Hintergründe und Kontext
- Film: „Emil und die Detektive“ – Dreharbeiten abgeschlossen, Kinostart nächstes Jahr
- Dr. Seuss: Fund eines unbekannten Manuskripts „Sing the 50 United States!“ (erscheint bei PRH)
Transkript anzeigen
00:00:00: Hier ist dein Buchbranchen-Update. Heute am Mikrofon: ist Kai-Uwe Vogt. Und in dieser Woche beschäftigen wir uns mit der sogenannten „Arschgeweih“-Debatte, wir schauen darauf, wie das Thema New Adult auf der Frankfurter Buchmesse gelaufen ist und außerdem war richtig was los bei Literaturpreisen. Los geht’s!
00:00:32: „Die Spiegel-Bestseller-Sticker“ sind das Arschgeweih der Literatur“. Das ist wirklich mal ein markiger Spruch und damit hat die Barbara Buchhandlung in Moers eine riesige Debatte ins Rollen gebracht. Auf einem Instagram-Post zeigten die Buchhänder*innen einen Berg abgeknibbelter Spiegel-Bestseller-Sticker. Das sei Service an ihren Kunden. Die NRZ hat das Thema in einer kleinen Reportage aufgegriffen und auch das Börsenblatt hat seine Leser*innen gefragt, wie sie zum Thema stehen: Kleben oder Knibbeln? Die Resonanz war gigantisch, hunderte Kommentare sind bei uns eingegangen, an einer Umfrage zum Thema beteiligten sich 460 Personen. Das Ergebnis ist nicht repräsentativ, zeichnet aber ein Stimmungsbild der Branche. Und das ist ziemlich eindeutig. 3 von 5 Befragten halten Bestseller-Sticker für einfach nur nervig und wünschen sich, dass sie verschwinden. Nur jeder Vierte findet, dass Bestseller-Sticker prinzipiell okay sind. Was nervt sei aber, dass auf gefühlt jedem 2. Buch irgendein Sticker zu finden sei. Als besonders störend werden offenbar nichtssagende Sticker empfunden wie „Spiegel Bestseller Autor“ - eine ziemlich durchsichtige Werbemasche. Auch das sich Sticker manchmal nicht restlos entfernen lassen oder das Cover verhunzen, wird als störend empfunden. Gerade mal jeder oder jede 16. hingegen ist stolz auf den Sticker und möchte ihn nicht missen, das gilt natürlich insbesondere für Autor*innen aber auch kleinere Verlage, die eine Platzierung auf der Bestsellerliste als Erfolg feiern möchten. Viele Stimmen dazu hat das Börsenblatt in seiner aktuellen Ausgabe und online veröffentlicht. Sticker gibt es viele in der Branche, darunter auch den BookTok-Bestseller von MVB und Media Control, Sticker zum Deutschen Buchpreis oder anderen wichtigen Preisen. In der Gunst der Leser kommen Bestseller-Sticker dabei deutlich schlechter weg als andere Sticker. Und ehrlich gesagt, bei vielen lösen die Bestsellersticker auch den Impuls aus, sich vom Massengeschmack abheben zu wollen. Dann wird der Sticker abgepult und ein Buch gekauft, obwohl es auf der Spiegelbestsellerliste steht. Interessant wird es nun, wenn nun Buchhändler*innen die Sticker abknibbeln. Viele finden das gut, anderen geht genau das dann aber auch wieder zu weit, sie finden das übergriffig. Und offen bleibt die Frage: Was wäre denn eine Alternative zu den Bestseller-Stickern? Schreibt es uns gerne in die Kommentare! Oder kommentiert den Börsenblatt-Artikel. Den Link findet ihr in den Shownotes.
00:03:14: Verlage „Wir haben noch nie so viel auf der Frankfurter Buchmesse verkauft wie dieses Jahr“ – das hat uns Event-Managerin Rebecca Caicedo von arsEdition verraten in einer großen Börsenblatt-Reportage zum Thema Romance auf der Frankfurter Buchmesse. Dieses Jahr war bereits der komplette Freitag fürs Publikum geöffnet, das merkten die Aussteller auch deutlich, beim Nachschub kamen sie an ihre Grenzen, zumal ja die ganze Woche verkauft werden durfte. Das Börsenblatt hat sich während der Buchmesse bei den Verlagen umgehört und herausgefunden: Die Resonanz auf die Halle 1.2 ist hervorragend. Egal ob am stylishen Lyx-Stand oder beim Bookish Universe der Holtzbrinck-Verlage, es war rappelvoll und die Verkäufe haben die Vorjahre noch einmal deutlich übertroffen. Mehr dazu könnt ihr online lesen, es lohnt sich, versprochen. Den Link findet ihr in den Shownotes.
00:04:08: Auch bei anderen Warengruppen läuft’s rund: Wir schauen nach Italien. In den vergangenen sechs Jahren haben sich dort die Comic-Verkäufe verdreifacht. Das hat der italienische Verlegerverband mitgeteilt. Kein anderes Genre ist so stark gewachsen. Besonders krass gilt das für Manga. 4 von 4 verkauften Bildheftchen sind mittlerweile Manga. In Zahlen heißt das für dieses Jahr: 6,3 Millionen verkaufte Exemplare. Das entspricht einem Umsatz von rund 60 Millionen Euro. Die Hälfte der 18- bis 24-Jährigen liest regelmäßig Comics, Manga oder Graphic Novels.
00:04:45: Zeitfracht Medien hat tief ins Portemonnaie gegriffen und zwei Flap-It-Verpackungsmaschinen des Herstellers Ranpak angeschafft. Dafür hat Zeitfracht nach eigener Aussage einen siebenstelligen Betrag in die Hand genommen. Das soll Produktionsspitzen etwa zu Weihnachen und Ostern besser handlebar machen, Material und Zeit sparen. Und die Waren sollen durch die flexiblen Kartongrößen besser geschützt sein. Die Maschinen lösen kleinteilige Handarbeit ab.
00:05:16: Ab dem 1. Januar 2026 übernimmt BücherWege den Vertrieb des bilibri-Programms. Vorher lief der Vertrieb über Hueber. Das Ziel ist laut Verlag eine Intensivierung des Austauschs mit Kinderbuchhändler:innen. Für den Buchhandel bedeute der Wechsel: Alle Titel von bilibri sind ab 1. Januar 2026 mit neuen ISBN erhältlich (Verlagsnummer -6950). Statt wie bisher über den Verlegerdienst München wird dann über Zeitfracht Medien ausgeliefert.
00:05:45: Das Berliner E-Commerce-Unternehmen Frölich & Kaufmann, Teil der Ganske Verlagsgruppe, testet gemeinsam mit dem Hamburger KI-Beratungsunternehmen AI.IMPACT ein KI-Tool, das redaktionelle Texte automatisch auf die passende Länge bringt. Das Tool, das ursprünglich für Print-Produktionen wie Kataloge und Magazine entwickelt worden sei, adressiere ein klassisches Schmerzthema der Branche: In Layouts muss jeder Text exakt in seine Box passen – zu lang oder zu kurz bedeutet zusätzliche Arbeitsschleifen zwischen Redaktion und Layout. Die neue Lösung automatisiert diesen Prozess.
00:06:24: Literaturpreise Sven Regener wird Mainzer Stadtschreiber. Der Preisträger darf ein Jahr die Stadtschreiberwohnung im Herzen der Mainzer Altstadt beziehen. Erhält ein Presigeld von 12.500 Euro und darf gemeinsam mit dem ZDF und 3sat einen Film nach freier Themenwahl produzieren.
00:06:42: Bis der Preis der Leipziger Buchmesse verliehen wird, dauert’s noch ein bisschen, nämlich bis zum 19. März 2026. Das Lesepensum für die Jury steht aber schon mal fest. 485 Einreichungen aus 177 Verlagen sind eingegangen. Katrin Schumacher leitet die Jury, neue Mitglieder sind Tilman Spreckelsen und Katharina Herrmann. Die Auszeichnung ist mit insgesamt 60.000 Euro dotiert.
00:07:12: Dorothee Elmiger und Heike Geißler sind die Gewinnerinnen beim Bayerischen Buchpreis. Die Jury wählte in München die Bücher „Die Holländerinnen“ (Hanser Verlag) sowie „Verzweiflungen“ (edition suhrkamp) im ersten Wahlgang. Der Bayern 2-Publikumspreis ging an das Buch "Mama, bitte lern Deutsch" (Knaur) von Tahsim Durgun. Die Preisträgerinnen erhalten jeweils 10.000 Euro sowie eine Preisfigur aus Nymphenburger Porzellan.
00:07:42: Der "Wortmeldungen Ulrike Crespo Förderpreis für kritische Kurztexte" geht in diesem Jahr an die Autor:innen Fred Heinemann, Berfin Şilen und Hannes Zawodnik. Verliehen werden die Preise am 21. November im Rahmen der Großen Wortmeldungen-Lesenacht im Crespo Open Space in Frankfurt am Main. Das Preisgeld beträgt hier 15.000 Euro.
00:08:06: Der BücherFrauen-Literaturpreis 2025 geht an den Roman "Was Hortensia nicht mehr erzählen konnte". Während die Autorin Dulce Chacón ist seit mehr als 20 Jahren tot ist, ist die deutsche Übersetzung aus dem Spanischen von Friederike Hofert im vorigen Jahr bei w_orten & meer erschienen.
00:08:24: Aus 2 mach 3 beim Booker Preis: Ab 2027 soll zusätzlich der "Children's Booker Prize" jährlich vergeben werden. Prämiert werden die besten erzählerischen Kinderbücher für Acht- bis Zwölfjährige. Auch Übersetzungen ins Englische können eingereicht werden. An der Preisvergabe wird eine Kinderjury beteiligt.
00:08:46: Die Jury der Stadt Neumünster verleiht den Hans-Fallada-Preis 2026 an Hanser-Autorin Anja Kampmann. Ausgezeichnet wird ihr Roman "Die Wut ist ein heller Stern". Der Preis wird alle 2 Jahre vergeben. Er ist mit 10.000 Euro dotiert.
00:09:02: Buchhandel Schmitt & Hahn eröffnet vom 3. November bis Ende Januar 2026 eine temporäre Buchhandlung im Quartier Q6/Q7 in Mannheim. Die Fläche wird als Selbstbedienungsbuchhandlung betrieben und von Auszubildenden organisiert.
00:09:42: Im rheinland-pfälzischen Kirchheimbolanden hat Annissa Kahla eine Nachfolgerin für ihre Buchhandlung Manar gefunden: Eva Martinowsky betreibt seit April 2024 bereits im kleinen Mehlbach die Golden Buchhandlung. Anfang nächsten Jahres übernimmt sie nun in Kirchheimbolanden. “Sympathie auf den esten Blick”, das sagten beide Buchhändlerinnen dem Börsenblatt. Die 70-jährige Noch-Inhaberin Kahla wird den Übergang begleiten.
00:09:52: Und sonst? Die USA sperren den nigerianischen Autor Wole Soyinka aus. Der 91-Jährige teilte in Lagos auf einer Pressekonferenz mit, dass er Post aus den USA erhalten habe. Im Brief steht, Soyinka soll einen Termin im Konsulat vereinbaren, um sein Visum entwerten zu lassen. Ziemlich grotesk, oder? Der Literaturnobelpreisträger ist sich sicher, dass seine öffentliche Kritik an Donald Trump hinter dem Vorgang steckt. Soyinka ist der erste afrikanische Autor, der den Literaturnobelpreis erhalten hat. Er war in den USA als Gastprofessor tätig. Aus Protest gegen Donald Trumps Politik hat Soyinka bereits während Trumps erster Amtszeit seine Greencard zerschnitten. Und wie er betont, habe er sowieso keine Absicht, so schnell in die Vereinigten Staaten zu reisen.
00:10:45: Kurz notiert Die Dreharbeiten für die Neuverfilmung von "Emil und die Detektive" sind abgeschlossen. Der Kinderbuchklassiker von Erich Kästner kommt nächstes Jahr ins Kino.
00:10:56: Das wird die Fans von Dr. Seuss freuen: Ein bisher unbekanntes Manuskript des "Grinch"-Erfinders wurde entdeckt – und wird im nächsten Jahr von Penguin Random House veröffentlicht. Das Manuskript ist offenbar bereits Anfang des Jahres in einem Bibliotheksarchiv aufgetaucht. Der Titel lautet „Sing the 50 United States!“ und soll Kindern helfen, alles US-Bundesstaaten auswendig zu lernen.
00:11:10: Outro
Neuer Kommentar